Was hat für Boden- und Parkettleger größte Priorität bei der Realisierung von Fußböden? Aus meiner Sicht zählt dazu unter anderem die dauerhafte und schadensfreie Verlegung. Nach der Fertigstellung wird die Schlussrechnung gestellt – und danach ist das Bauvorhaben abgeschlossen. Im Idealfall meldet sich der Bauherr in einigen Jahren mit einem neuen Auftrag zur Sanierung der Böden.
Was können wir als Firma MAPEI zu diesem wichtigen Thema beitragen? Durch den MAPEI Service bieten wir Baustellenberatungen an und unterstützen bei Fachfragen. So auch mit diesem Beitrag zum Thema feuchtebezogene Belegreife. Gemeinhin ist die Belegreife der Zustand eines Untergrunds, in dem er für die schadens- und mangelfreie, dauerhafte Aufnahme eines Bodenbelags geeignet ist. Ein Kriterium dazu ist die feuchtebezogene Belegreife. Seit der TKB-Fachtagung 2024 ist das Thema sehr populär geworden. Im Nachfolgenden stellen wir unsere Sichtweise auf die aktuelle Sachlage dar und versuchen Orientierung zu geben.
Weiterentwicklung von Estrichen
Früher war alles einfacher, hört man immer wieder. Gerade in Umbruchzeiten ist das gerne mal der Fall. Der Abschied von den lösemittelhaltigen Klebstoffen verlief ähnlich, und heute ist die Verlegung auch mit dispersionsbasierten Klebstoffen problemlos möglich. Ähnlich ist es mit der KRL-Methode. Aktuell vielleicht noch intensiv diskutiert, wird sich die Methode in naher Zukunft fest im Tagesgeschäft des Boden- und Parkettlegers integriert haben. Aber zuvor noch ein Blick auf den Hintergrund, warum eine neue Messmethode erforderlich ist.
Alles begann mit der Weiterentwicklung von Estrichzusammensetzungen. Gab es vor einigen Jahren noch klassische Zement- und Calciumsulfatestriche, existieren jetzt zahlreiche Variationen davon: Zementestriche mit Beschleuniger, Calciumsulfatestriche mit Zement als Trocknungsbeschleuniger, Anhyment- oder Zementritt-Estriche, etc. Da fällt einigen Handwerkern die Unterscheidung auf Baustellen schonmal schwer. Zudem gibt es die Weiterentwicklung beim Zement-Bindemittel. Bis vor kurzem wurde fast immer ein Zement-Bindemittel in der Qualität CEM I (Fußnote [1]) verwendet. Das bedeutet, dass der Zement nahezu vollständig aus Portlandzementklinker besteht. Dadurch wird eine hohe „Reaktivität“ erreicht, sprich der Zement härtet unter bestimmten Bedingungen gut aus. Allerdings werden bei der Herstellung von Portlandzementklinker große Mengen an CO2-Emissionen freigesetzt. Zur deren Reduzierung gibt es schon lange Bestrebungen, den Anteil an Portlandzementklinker zu reduzieren. Stattdessen werden Nebenbestandteile wie Hüttensande, Kalksteinmehl, etc. eingesetzt. Dadurch verändern sich aber die Eigenschaften vom Zement und in der Folge auch die Eigenschaften von zum Beispiel Estrichen, siehe die Untersuchungen des IFAM (Fußnote [2]) dazu.
Ausgleichsfeuchte und Belegreif-Grenzwerte
Der entscheidende Unterschied in Bezug auf die feuchtebezogene Belegreife ist eine Veränderung der Ausgleichsfeuchte. Die Ausgleichsfeuchte ist der Feuchtegehalt, der sich bei konstantem Raumklima im Estrich einstellt, sprich, wenn der Feuchtegehalt des Estrichs dem des Raumes entspricht. Dies ist bei Parkett ähnlich, dort stellt sich übers Jahr auch die mittlere Holzfeuchte im Einklang mit dem Raumklima ein. Da die mittlere Feuchte beim Raumklima bei ca. 50 % liegt, stellt sich dauerhaft auch eine relative Luftfeuchte, also Ausgleichsfeuchte, von ca. 50 % im Estrich ein. Dies ist bei normalem Raumklima somit der übliche Grenzwert, bis zu dem man allerdings nicht mit der Bodenbelagsverlegung warten kann. Also wird der Estrich schon zu einem Zeitpunkt belegt, an dem der Feuchtegehalt im Estrich höher ist und in der Folge noch weiter abnimmt, also noch Feuchtigkeit aus dem Estrich herauskommt. Das war in der Vergangenheit auch kein Problem, mit sich ändernden Estrichen und anderen Ausgleichsfeuchten bei den Zementestrichen ist hier aber keine Sicherheit für den Boden- und Parkettleger mehr gegeben. Früher galt die Regel bei Zementestrichen, Belegung bei ca. 2,0 CM-% Restfeuchte, der Estrich trocknet dann weiter runter bis zu einer Ausgleichsfeuchte von ca. 1,0 CM-%. Die Feuchtigkeit, die aus dem Estrich dann noch herauskommt, wirkt nicht schadenswirksam. Wenn jetzt allerdings neue Estriche eine Ausgleichsfeuchte von beispielsweise nur noch 0,6 CM-% aufweisen (z. B. aufgrund eines geringeren Zementanteils oder eines klinkerarmen Zementbindemittels), dann können bei einer gemessenen Restfeuchte bei Belegung von 2,0 CM-% immerhin noch 1,4 CM-% an Feuchtigkeit aus dem Estrich austreten. Und diese können unter Umständen schon schadenswirksam werden.
Das muss nicht zwangsläufig zu Blasen und Beulen führen, oftmals sind es weniger auffällige Dinge wie Geruchsbildungen, erweichte Klebstoffe, erweichte Spachtelmassen, etc. Der Boden- und Parkettleger kann aber nicht wissen, was für ein Estrich mit welcher Ausgleichsfeuchte gerade vorliegt. Und mit einer CM-Messung kann er das auch nicht zweifelsfrei ermitteln, mit der Messung der korrespondierenden relativen Luftfeuchte (KRL) hingegen schon. Diese Verfahren werden übrigens schon seit Jahrzenten in den skandinavischen Ländern, in Großbritannien, in den USA und weiteren Ländern so eingesetzt. Dieses Verfahren bzw. die Methode wird zudem in der EN-Norm 17668 (Fußnote [3]) beschrieben. Jetzt liegen in den genannten Ländern meistens Betonböden als Untergrund für Bodenbelags- oder Parkettarbeiten vor und weniger Estriche. Für die Messung vom bzw. am Estrich hat sich somit die KRL-Methode als Messung am Stemmgut aus dem Estrich in einer Messbox etabliert. Darin kann zielgerichtet die relative Feuchte des Prüfgutes, also des Estrichs, ermittelt werden. Dabei handelt es sich um ein materialunabhängiges Verfahren, welches neben Zementestrichen auch für Calciumsulfatestriche geeignet ist.
Die Grenzwerte liegen dabei für beide Estricharten bei 80 % relative Luftfeuchte bei unbeheizten Estrichen und bei 75 % relative Luftfeuchte bei beheizten Estrichen. Gleichzeitig gilt das Messergebnis und somit auch der Grenzwert unabhängig von Zementgehalt, verwendetem Bindemittel und dem Einsatz von Zusatzmitteln.
So wird die KRL-Messung durchgeführt:
Die Durchführung der Messung ist dabei relativ einfach und wird in einem Video (Fußnote [4]) der TKB gezeigt. Die Probe aus dem Estrich wird entnommen wie bisher. Der KRL-Messbecher wird mit dem zerkleinerten Messgut nach Vorgabe des Becher-Herstellers befüllt, verschlossen, und die Messung wird gestartet. Der Messbecher verbleibt an dem Messort, damit Temperatur von Becher und Messgut sich nicht ändern und das Ergebnis verfälschen. Nach einer Dauer von ca. 15-20 Minuten, wenn nahezu eine Konstanz erreicht ist, kann das Ergebnis abgelesen werden.
Was soll der Bodenleger nun messen – CM, KRL oder beides?
Was bedeutet das jetzt für den Auftragnehmer von Bodenbelagsarbeiten? Relativ einfach: Bei Grenzwerten von < 80 % unbeheizt bzw. < 75 % beheizt können Bodenbelags- und Parkettarbeiten ausgeführt werden. Bei Werten darüber sind Bedenken anzumelden. Ist eine CM-Messung in der Ausschreibung vorgegeben, lohnt es sich, den Auftraggeber vorab über die Sachlage zu informieren und darauf hinzuweisen, dass der Auftraggeber direkt die KRL-Methode zur Bestimmung der feuchtebezogenen Belegreife vorgeben kann. Ist das nicht der Fall, besteht die Pflicht zur Vertragserfüllung. Somit muss der Auftragnehmer unserer Rechtsauffassung nach eine CM-Messung durchführen. Parallel empfiehlt es sich zur technischen Absicherung, direkt eine KRL-Messung mit durchzuführen. Diese bietet dann zusätzliche Sicherheit bei der Bewertung der Belegreife. Denn juristisch stellt sich die Sachlage wie folgt dar:
Fazit:
Die KRL-Messmethode misst universell für alle mineralischen Estriche und bietet dadurch eine sichere Bewertung der Belegreife, sodass Feuchteschäden aufgrund sich ändernder Estrichzusammensetzungen und abweichender CM-Grenzwerte vermieden werden können. Gleichzeitig ist die Messung einfacher und weniger fehleranfällig in der Durchführung. Aus diesem Grund wird sich die KRL-Messmethode in Zukunft für den bodenlegenden Handwerker am Markt durchsetzen.
Weitere Informationen rund um das Thema KRL-Messung sowie tiefergehende wissenschaftliche Erläuterungen und Hintergründe finden sich auf der Landingpage der TKB unter folgendem Link: www.krl-methode.de
Fußnoten:
[3] https://www.dinmedia.de/de/norm/din-en-17668/352617408
[4] https://www.klebstoffe.com/wp-content/uploads/2024/03/KRL-Methode-Anwendungsvideo_720p-HD.mp4