Nachhaltigkeit ist eines der Schlagworte unserer Zeit. Gerade in Verbindung mit Klimaschutz wird es als eines der wichtigsten Themen dargestellt. Aber mal ernsthaft gefragt: Wer innerhalb der Baubranche kümmert sich wirklich aktiv um Nachhaltigkeit?
Wenn man es richtig anstellen will, muss der Rückbau eines Gebäudes inklusive des Recyclings aller bis dato verwendeten Materialien bereits vor Baubeginn klar definiert und geplant sein. Die wertvollen Baumaterialien, alles Rohstoffe in einer aktuellen Nutzung, müssen in den Wirtschaftskreislauf zurück. Denn wir haben nicht unendlich viele Rohstoffe zum Bauen. Die Sandvorkommen scheinen zwar unerschöpflich zu sein, allerdings kann der Bedarf weltweit nicht mit den aktuell verfügbaren Ressourcen gedeckt werden. Wir müssen unsere verbauten Materialien recyceln. Insbesondere wenn man bedenkt, dass pro Sekunde (Fußnote [1]) netto 2,6 neue Erdenbürger dazukommen. Damit diese Menschen den in Deutschland üblichen baulichen Standard erhalten, müssten pro Sekunde 1.300 Tonnen an Baustoffen gewonnen, verarbeitet und verbaut bzw. auch irgendwann wieder zurück gebaut und entsorgt werden. Diese Mengen sind nicht vorhanden bzw. nur mit irreversiblem Schaden für die Umwelt. Um hier erfolgreich gegenzusteuern, müssen wir anders bauen – und zwar weltweit. Dazu bedarf es zwingend neuer Konzepte und Technologien. Das Ziel muss sein: mit wesentlich weniger Material als bisher für wesentlich mehr Menschen gebaute Heimat zu schaffen! Und wir müssen sicherstellen, dass die verbauten Materialien sortenrein in technische oder biologische Kreisläufe zurückgeführt werden können, damit sie auch zukünftigen Generationen zur Verfügung stehen. Dieser Bedarf an Wohn- und Nutzgebäuden muss irgendwie mit abgedeckt werden. Und das geht nur, wenn wir alle unsere Materialien, die wir täglich verbauen, als Rohstoffe ansehen und dem Wirtschaftskreislauf wieder zuführen. (Fußnote [2])
Auf der anderen Seite gilt es selbstverständlich, das klimaschädliche CO2 zu reduzieren. Dazu bedarf es entsprechender Maßnahmen, die einen Wandel bewirken. Die CO2-Steuer ist eine Stellschraube dazu, darf aber auf der anderen Seite nicht dazu führen, dass einzelne Länder wie Deutschland dadurch international Wettbewerbsnachteile erfahren. Auch hier sind ganzheitliche Lösungen gefordert.
Kurzum gibt es drei wichtige Aufgaben:
Ganzheitlich planen
Zur Lösung dieser Aufgabe gibt es bereits Werkzeuge, also Tools in Form von Softwareanwendungen. Es gibt sogar schon erste Objekte, die entsprechend danach ausgeführt werden, siehe den Flughafen Kuwait International Airport. Hier war das Architekturbüro von Prof. Sobek beteiligt, in erster Linie durch die Planung und Realisierung von Prof. Blandini. Es wurden regional vorhandene Ressourcen verwendet. Die Dachkonstruktion lässt sich beim Rückbau nahezu vollständig recyceln, und das sortenrein. Weiterführende Details dazu finden sich auf der Website des ILEK (Fußnote [3]), (Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren). Neben dem Willen von Bauherren und Investoren bedarf es also auch der Softwareanwendungen für eine ganzheitliche Planung. Die größte Herausforderung in diesem Bereich ist sicherlich die Weiterentwicklung und Digitalisierung. Planungssoftware für 3D-Modelle gibt es bereits hinreichend. Um Gebäude aber ganzheitlich auch hinsichtlich des Umwelteinflusses bewerten zu können, wird eine deutlich bessere Datenlage benötigt als jetzt vorliegend. Für massive Bauteile wie Beton, Mauerwerk, Stahlkonstruktionen etc. gibt es aktuelle gute Datensätze. Aber insbesondere in den Ausbaugewerken besteht noch Nachholbedarf. Die Arbeitsweise BIM (Building-Information-Modeling = Gebäudedatenmodellierung) ist sicherlich ein weiterer Puzzlestein zum ganzheitlichen Planen. Allerdings steckt diese Arbeitsweise aktuell noch in den Kinderschuhen und ist kein weit verbreiteter Standard. Eines gilt es aber bei den ganzen Softwarelösungen zu beachten: Es sind Werkzeuge und Hilfsmittel zur Erreichung von bestimmten Zielen, wie z. B. der Reduktion von CO2, dem Recycling von Baumaterialien, dem energieschonenden Betrieb von Gebäuden. Architekt und Planer sind hier maßgeblich diejenigen, die die Fäden in den Händen halten, damit diese Ziele auch erreicht werden. Sie haben Einfluss auf die Auswahl der Baumaterialien und die Konstruktion. Heute werden dickere Betondecken hergestellt als früher, mit deutlich mehr CO2-Belastung. Es braucht neue Konstruktionen und neue Ideen, um das Bauen leichter und einfacher zu machen.
Mit dem Fachwissen lässt sich dann auch die CO2-Bilanz eines Hauses berechnen, sowohl für die Erstellung über die Nutzungsdauer hinweg bis zum Rückbau. Der Planer kann Bauherren und Investoren kompetent beraten. So wird deutlich, dass neu bauen wesentlich mehr CO2-Emissionen verursacht als Substanz zu erhalten und zu sanieren. Denn der Primärenergieverbrauch beim Neubau als Passivhaus übersteigt den Energieverbrauch durch Betreiben und Nutzen (sprich Heizen, Kühlen, Licht, Strom, etc.) eines Gebäudes deutlich. (Fußnote [4])
Dies muss in das Bewusstsein der am Bau beteiligten Einzug halten. Letztlich ist auch hier die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen zu schaffen, so dass die Anreize für Bauherren und Investoren gegeben sind, nachhaltig und ganzheitlich zu bauen. Mit dem Green Deal inklusive der Renovation Wave der EU ist damit aber sicherlich der erste richtige Schritt getan.
Die Firma MAPEI leistet Ihren Beitrag durch Bereitstellung von Daten für Planer und Architekten. Sei es in Form von Umweltproduktdeklarationen (Environmental Product Declarations = EPD) für bestimmte Produktgruppen oder aber auch durch eine hausinterne Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment = LCA). Diese Informationen stehen Planern und Architekten frei zur Verfügung. Darüber hinaus stellen wir Planern und Architekten unsere Produkte und Systeme als BIM-fähige Daten zur Verfügung. Diese können direkt in die Planungssoftware mit übernommen werden.
Ressourcen recyceln & Ressourcenverbrauch reduzieren
Alle am Bau verwendeten Materialen stellen wichtige Ressourcen da. Nur durch gezielten Rückbau und Wiederverwendung können wir den Bedarf zukünftiger Generationen abdecken. Dabei bedarf es zukünftig eindeutig mehr Innovationen und mehr Anreizen. Im Rahmen von Green Buildings, vom grünen Bauen zertifiziert mit Labels wie LEED oder DGNB, werden zwar Baustoffe mit einem Recyclinganteil positiver bewertet, allerdings wird dies zukünftig nicht ausreichen. Je nach Materialart, Bauart oder auch Anwendung/Einbauort bedarf es zielgerichteter Maßnahmen. Vorbildlich ist hier der Fensterbau mit einem Recycling-Anteil (Fußnote [5]) von ca. 85 %. Die Fenster können relativ leicht in ihre Einzelteile wie Fensterrahmen, Glas, Beschläge etc. zurückgebaut werden. Diese sortenrein getrennten Materialien können dann wieder verwendet, sprich einer neuen Nutzung zugeführt werden. Im Bereich der Ausbaugewerke besteht hier allerdings insgesamt noch Potential. Der Ansatz „Cradle-to-Cradle“ im Bereich von Bodenbelägen ist hier sicherlich zielführend, aber noch nicht weit genug verbreitet. Technisch gesehen ist es heute allerdings schon möglich, verklebte Bodenbeläge mechanisch z. B. mittels Stripper von der Spachtelmasse zu trennen und anschließend zu recyceln. In technischen Anlagen lassen sich die Einzelbestandteile wie Belag, Klebstoff und mineralische Anhaftungen nach einem Schreddern sauber trennen (Fußnote [6]) bzw. es gibt bereits erste Testanlagen zum chemischen Recycling. Damit können die gewonnenen Materialien als Rezyklate einer neuen Verwendung z. B. in PVC-Bodenbelägen zugeführt werden. Aber auch das Recyceln von nicht mehr benötigten Restmengen z. B. aus dem Betonbau ist ein Ansatz zum Recyceln. Mit dem Produkt RECON ZERO EVO leistet MAPEI dazu einen wichtigen Beitrag zur Umwelt und Nachhaltigkeit. Der zurückgegebene Beton kann vollständig wiederverwendet werden, wodurch weniger Abfallmaterial entsorgt werden muss. Die verwendete Menge an recyceltem Material wird erhöht und verringert somit die Auswirkungen, die durch die Gewinnung und Verarbeitung von Neumaterial entstehen. Die Materialmenge, die auf der Straße transportiert wird, kann reduziert werden, da ein Teil der Gesteinskörnung in den Betonwerken selbst wieder produziert wird. Dabei gibt es auch deutliche wirtschaftliche Vorteile. Die Verwendung verwandelt einen Kubikmeter zurückgeführten Beton in etwas mehr als zwei Tonnen qualitativ hochwertige Gesteinskörnung. Die Verwendung spart die Kosten für die Entsorgung des zurückgeführten Betons und reduziert erheblich die Menge an erzeugtem Schlamm während der Auswaschzyklen. Bei der Verwendung können alle zurückgeführten Betone ohne kostspielige Investitionen in Maschinen oder Geräte recycelt werden.
Ein anderes Beispiel für den Einsatz von recycelten Materialien stellt der Leicht-Flexklebemörtel ULTRALITE S1 FLEX ZERO dar. Innerhalb der Rezeptur wird ein Recyclinganteil von 20 % eingesetzt. Somit können Rezyklate gewinnbringend wieder verwendet werden. Ähnlich ist die bei dem SMP-Parkettklebstoff ULTRABOND ECO S LITE. Auch hier werden bereits recycelte Materialien aus vorheriger Nutzung wiederverwendet.
Somit zeigt MAPEI deutlich auf, dass der Einsatz von recycelten Materialien bereits heute möglich ist. Zudem bietet MAPEI Lösungen zum Recyceln von Frischbeton auf. Aber auch im Bereich des verantwortungsvollen Umganges mit Ressourcen während der Produktion ist MAPEI führend. So gibt es einen eigenen Sustainability Report, der unter vielen anderen Themen auch die Produktion miterfasst. Zum Thema Abfall sind die Rückgewinnung, Recycling und Entsorgung zu nennen. Die von der MAPEI Gruppe im Jahr 2023 produzierte Abfallmenge betrug ungefähr 74.000 Tonnen, wovon 43 % recycelt wurden. Auch beim Thema Wasserverbrauch und Abwassereinleitung geht MAPEI aktiv voran. Der in 2023 benötigte Wasserbedarf wurde zu 88 % aus Brunnen entnommen. Diese Art der Wasserentnahme hat weniger Auswirkungen auf das Ökosystem und die biologische Vielfalt im Vergleich zur Entnahme aus oberirdischen Wasserquellen. Eine weitere Verpflichtung von MAPEI ist die regelmäßige Kontrolle der Wasserqualität, die ins Abwasser eingeleitet wird, auch wenn dies nicht durch lokale Umweltvorschriften vorgeschrieben ist. Ebenfalls kontrolliert werden Emission von möglichen Schadstoffen in die Atmosphäre. In den Betrieben der MAPEI Gruppe gibt es spezifische Produktionsprozesse, die prozessbedingt Emissionen in die Atmosphäre verursachen. Diese werden periodisch überwacht und kontrolliert. (Fußnote [7])
CO2-Emissionen reduzieren
Ein weiterer Punkt im Rahmen der Nachhaltigkeit ist die Reduzierung von CO2-Emissionen. Hier gibt es ganz viele verschiedene Ansätze. Um entsprechende Maßnahmen abzuleiten, müssen zunächst die einzelnen Bereiche und Verursacher einer CO2-Belastung identifiziert werden. Äußerst hilfreich ist dabei eine Lebenszyklusanalyse auf Produktebene.
Damit lässt sich der Einfluss von Beginn an, also von der Rohstoffbeschaffung über die Produktion und dem Einbau hin bis zum Rückbau und zur Entsorgung oder Wiederverwertung bestimmen. Dabei haben in der Tat die Ausgangsrohstoffe den größten Einfluss an Treibhausgasen. Hierbei ist die wichtigste Aufgabe, einen Ausgleich zu finden zwischen der Langlebigkeit und der Qualität von Rohstoffen auf der einen und dem Treibhausgaspotential auf der anderen Seite. Basierend auf den vorliegenden Informationen können gezielt Maßnahmen zur Reduzierung von CO2-Emissionen getroffen werden, beginnend bei der Rohstoffauswahl: im Bereich der Produktion beispielsweise durch die Nutzung von regenerativen Energiequellen. Die MAPEI-Gruppe hat zur Reduzierung von herkömmlichen Stromquellen Photovoltaikanlagen installiert, die in 2023 eine Gesamtleistung von 3,4 Millionen kWh erzeugt haben und somit 1.400 Tonnen CO2 einsparen konnten.
Im Bereich der Verarbeitung kann auf neue Technologien und Produkte zurückgegriffen werden, als Alternative zu aktuell gesetzten Standard-Produkten mit hohen CO2-Emissionen. Hier ist die Dispersions-Sperrgrundierung MAPEPROOF PRIMER zu nennen. Als Weiterentwicklung im Bereich der Sperrgrundierungen auf Dispersionsbasis können damit zementäre Untergründe bis zu einem Wert von 4,5 CM-% unbeheizt bzw. bis zu 3,0 CM-% beheizt abgesperrt werden. Bisher wurden hier als Standard-Produkte Reaktionsharzgrundierungen verwendet. Im direkten Vergleich z. B. mit PRIMER MF ergibt sich durch den Einsatz von MAPEPROOF PRIMER eine deutliche CO2-Einsparung.
Ein weiteres Beispiel zur Einsparung von CO2-Emissionen sind die Zement-Mahlhilfsmittel. Durch den Einsatz von Zusatzmitteln im Herstellprozess von Zement, dem Mahlen des Zementklinkers, können große Mengen an CO2-Emissionen eingespart werden. In Summe sind dies weltweit mehr als 100.000.000 Tonnen.
Bereits seit einigen Jahren gibt es die ZERO-Linie. Die entstehenden CO2-Emissionen während des Lebenszyklus werden bei dieser Produktlinie vollständig kompensiert durch den Erwerb von Gutschriften im Rahmen des Projekts "Stromerzeugung aus Windkraft" in Indien.
Weitere Nachhaltigkeitsaspekte
Neben den zuvor genannten Punkten gibt es noch weitere Aspekte. Insbesondere das Thema der Innenraumluft-Qualität ist hier zu nennen. MAPEI ist einer der größten Lizenznehmer bei der GEV, die Produkte mit dem EMICODE kennzeichnet. Die so gekennzeichneten Produkte werden weltweit zur Erstellung zertifizierter Gebäude nach LEED, DGNB, BREEM, etc. eingesetzt und tragen aktiv zum Erreichen der bestmöglichen Kategorie bei. Damit leistet MAPEI einen aktiven Beitrag zum nachhaltigen Bauen und damit zum Schutz unserer Umwelt.
MAPEI steht für Nachhaltigkeit
Viele der am Bau beteiligten Unternehmen engagieren sich zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Bisher gibt es auch bereits gute Ansätze. Allerdings fehlt es noch an der Durchsetzungskraft, der konkreten Umsetzung und dem Einsatz digitaler Tools. MAPEI hat sich bereits seit Jahrzenten für mehr Nachhaltigkeit am Bau eingesetzt. Die aktuellen Produkte und Entwicklungen zeigen, dass MAPEI auf vielen Ebenen aktiv geworden ist und zum Schutz des Klimas deutlich beiträgt.
Fußnoten:
[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1816/umfrage/zuwachs-der-weltbevoelkerung/
[2] Interview Prof. Blandini, aus Magazin Realtà MAPEI #26
[3] https://discovery.ucl.ac.uk/id/eprint/10094460/1/Fabricate-2020.pdf
[4] Energieaufwand für Gebäudekonzepte im gesamten Lebenszyklus, Bundesumweltamt
[6] https://agpr.de